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Ich stell mir (uns) vor: Ein Lied von Didi Martinaz (?-2017)


Was sie sich auch vorstellt, sich als wir vorstellt, es lebt abseits: dietro imposte abbassate/ di case sconosciute: hinter geschlossenen Fensterläden unbekannter Häuser, oder mentre sto quieta in macchina: während sie still im Auto sitzt, neben einem. Und irgendwo da in trani di provincia: in Kleinstadtkneipen, incontro i tuoi occhi, treffe ich deine Augen, und damit wären es zwei. "Let us go then, you and I ... "

Dazu passend: poi commessi viaggiatori / che leggono i giornali: Handelsreisende auch, die Zeitung lesen. 

Die zwei also, stellt sie sich vor, in una piazzola di notte con la nebbia: auf einem kleinen Platz, nachts im Nebel. Wir sind im Norden Italiens hier, das ist klar: es ist nichts, es ist nur kalt und feucht.  Lastwagen fahren durch, und nichts wissen sie von den beiden: mentre i camion che passano / di noi non sanno niente. Die Liebe irgendwo, die der Kleinen. Wir sagen Dinge, die wir niemals sagen werden, weil sich das zu literarisch anhören würde: mentre diciamo cose / che non diremo mai / perché vogliamo evitare / di sembrare letterari. Und tun Dinge, naja, bei denen wir Angst haben, dass wir lachen müssen: mentre facciamo cose per cui abbiamo paura che ci venga da ridere. Und natürlich: paura di soffrire: Angst vor dem Schmerz, stellt sie sich vor. 

Wann sie geboren ist, hat sie nie verraten. 2017 ist Didi Martinaz gestorben, die Sängerin der Ligera, der Mailänder Gangster der sechziger und siebziger Jahre. Anders als Nanni Svampa, dem Sänger der Straßenbahndepots, scheint man für sie nicht das erdenferne Ehrengrab im Famedio des Cimitero Monumentale vorgeschlagen zu haben, il salotto buono für die Toten, die gute Stube: "Sitz grade, Junge!"

Vielleicht hat sie vor zu vielen Räubern und Mördern gesungen? Vor Valanzasca, inzwischen verurteilt zu viermal lebenslänglich und 295 Jahren, so was Amerikanischem, vor gefeierten, berüchtigten Gangstern. 

Man hat sie einfach vergessen. Glück gehabt. Zu klein? Wie leise.


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