Myss Keta, Meisterin der anmutigen Vulgarität, besingts Scheinehirtentum kunstvollst, das Römische, mit “Cafonal”.
Dass da in Italien Faschisten an der Regierung sind, könnte ja beunruhigen. Beißen aber gar nicht, vorerst. Die sind radikal vor allem darin, die Rechten auf alle wichtigen und unwichtigen Direktorenposten zu setzen oder sitzen zu lassen, wo alle andern fliegen*. Seit dem ersten Tag der Regierung ist im ganzen Lande ein Gemauschel**im Gange, das im Mutterland des Klüngels seinesgleichen suchte. Überall Faschisten am Ruder also? Eher ein Haufen von Leuten ohne jede Qualifikation außer der, verwandt zu sein oder befreundet. Meistens sone, denen man keine fünf Euro leihen würde. Aber das sind moralische Kategorien. Führen ja zu nichts: Moral teilt:
der eine entrüstet sich, der andre gähnt. Myss Keta hingegen zieht aufs Feld der Ästhetik, ins Gelände, wo eine/r so oder anders geht und redet und isst. Die Frage: Wie schön ist das denn da oben in Rom? Antwort: eher nicht so.
Da gibt es nicht viel zu diskutieren. Die jetzige römische Regierungsclique: stolze Schwabbelbäuche in Badehose, kreischende, mehrfach operierte Dorftrampel, umgeschulte Fischverkäuferinnen. In Deutschland ist der Stil anders. Da haben wir die westfälische Verschwörung: einen Oberstudienrat aus dem Kreis Unna und eine Dr. oec. aus Gütersloh als Führerkandidaten. Die lieben zwar wohldosierte Grausamkeit, stützen aber sicher beim Essen nicht die Ellenbogen auf und sind nicht für wilde Partys bekannt. In Italien geht es anders: cafonal, singt Frau Keta.
“Cafonal” klingt ja nach Heilmittel. “Cafone” ist allerdings eine nette italienische Beleidung, irgendwas zwischen Rüpel und Asi. “Cafonal” wäre eben eine oder einer, der auf Weise solcher lebt, erscheint, wirkt. Und zwar wer hier? Im Lied tauchen Namen auf, ein ganzes Puppentheaterstück.
Matteo
Salvini. Gedunsener Chef der einst rebellischen Lega der nördichen Regionen, jetzt nur noch “Ausländer raus!”, Was in Yidali auch nicht eigentlich ”raus” bedeutet, sondern “nur illegal rein”, nämlich als Sklaven der Großgrundbesitzer im Süden.
Manuela
Cacciamani. Direktorin der ruinierten italienischen Filmproduktion in Rom, Cinecittà. Direktorin von Melonis Gnaden. Bekannt als Regisseurin von Werbespots für Coca
Cola & al., wo es schnell geht.
Elly
Schlein. Kommt aus der Schweiz (Lugano), ist jetzt irgendwie Chefin der linken PD, was man daran erkennt, dass sie sich um Genderfragen und Schwulenrechte kümmert. Knutscht hier mit.
Giò
Giorgia Meloni, die sich mit Rabatz von ihrem Partner getrennt hat, nachdem der als wohlplatzierter Fernsehjournalist an zwei jüngere Journalistinnen Einladungen wie die zu einem Threesome gerichtet hatte und dabei gefilmt worden war. Giò küsst im Lied die Oppositionschefin, Elly, welche wiederum einen küsst in Calvin Klein. „Die sie küsst die ihn küsst“ ist ein Liedzitat, inzwischen viral, der lieben Annalisa. Jedenfalls die Art von Party, die wir von so einer Familensängerin (Vater, Mutter, Kind und sonst nix!) wie Meloni erwarten.
Lui è risuscitato e balla con Danielona
Auferstanden ist
Lui
Er? Ja wer? Silvio? Wäre risuscitato: “auferstanden” zum Tanz mit Danielona, der großen Daniela Santanché Tourismusministerin („Open to meraviglia“), demnächst vor Gericht wegen Verdachts auf mehrfachen schweren Betrug und betrügerische Konkurse, aber weiterhin Ministerin, Veteranin der Rechten.
Er, Silvio?
Könnte gut auch Benito heißen. Wär halt wieder da. Er. Es kommt hier eben nicht leicht was weg, was mal da war, so wie der ehemalige Ministerpräsident Graf, also
Conte
Giuseppe. Tanzt noch immer mit, schäumend, hier mit „Valeriona“. Klassische Anrede für ein Fernsehstarlett („Soubrette“) Valeria Marini, Jahrgang 1967.
Der schäumende Graf flirtet mit der üppigen Valeria
Il conte spumeggiante sta flirtando con Valeriona
Matteo ricoperto di cioccolato, è una performance
Matteo, mit Schokolade übergossen, eine Performance
Manuela bringt Glück, ich hab die Coca-Cola gefunden
In weniger als zehn Sekunden, weiß: eine schwere Probe
Manuela porta fortuna, ho trovato la Coca-Cola
Meno di dieci secondi (Uh), so che è una dura prova (Ah)
Elly verlässt ihr Rahmenprogramm, ist raufgekommen, um was zu trinken
Ich hab Gio gesehen, die sie küsst, die ihn küsst in Calvin Klein
Pasolinianische Versammlungen mit Drag Queen und CDU-Leuten
Elly fa un fuori programma, è salita a bere una cosa
Ho visto Giò che bacia lei che bacia lui in Calvin Klein
Comizi pasoliniani tra drag queen e democristiani
Ah, Pasolini: denken wir an den Film “Die hundert Tage von Sodom”...
Refrain:
Cafonal
Capital (capitale: Kapital, Hauptstadt)
Cafonal
Animal
Cafonal
We don't want no stress, oh-oh
Cafonal
We don't want no stress, oh-oh
In der zweiten Strophe bezahlt jemand nicht, Ist halt an der Regierung,
Hola, io non pago
Striscia la carta lo Stato
Die Karte zieht (striscia) der Staat
Naturgemäß auch für eine Piste (striscia), die Karte.
Auftritt die große Dame der Salons,
Bulgari, Fendi, Biagiotti
Villa an der Alten Via Appia
Silvio, segne uns!
Pornostars und Staatsanwälte
Auf der Gästeliste
Schwules Pornovideo des Generals
Gedreht von Greta Gerwig
General a.D. Vannacci, der ein ganz, ganz rechtes Buch geschrieben hat und seinen Sohn, sagt er, wäre der schwul, umgehend behandeln würde. Sitzt jetzt als “Patriot
für Europa” im Europarlament.
La signora dei salotti
Bulgari, Fendi, Biagiotti
Villa sull'Appia Antica
Che Silvio ci benedica
Pornoattori e magistrati
Sulla lista degli invitati
Sextape gay del generale
Diretto da Greta Gerwig
È tutto un magna magna
Ist alles ein
Magna, magna
Nun: ein Fressen, Fressen: absahnen, absahnen!
Made in Italy, keine Insekten
(irgend welche Experimente mit unserm Essen der Zukunft lehnt vor allem Agrarminister Lollobrigida ab, übrigens Ex-Partner von Melonis Schwester)
Made in Italy, niente insetti
Maria Rosaria sboccia un Salon
Und die Dame mit dem sprechenden Namen (Boccia: Kugel, evtl. auch an Frauen, le bocce), welche den Kulturminister nach einer Affäre und verschiedenen nicht eingehaltenen Pöstchenversprechen zu Fall gebracht hat und gern im
Fernsehn sprach:
Die Rache ist ein Luxus, nicht Lowcost
La vendetta è lusso, non low cost
La sinistra italiana
È il cast del reboot di Lost
Die italienische Linke
Ist die Besetzung des Neustarts von Lost
Refrain:
Cafonal
We don't want no stress, oh-oh
Cafonal
We don't want no stress, oh-oh
Cafonal
Animal
Dazu:
Papelon (Anspielung auf Diskothek)
We don't want no stress, oh-oh
Papelon
We don't want no stress, oh-oh
Cafonal
Üble Gesellen? Egal. Kein Stress.
**So haben sie erst ihre Ministerien besetzt, erinnert sei an die ruhmreichen Kulturminister Sangiuliano und Giuli: Leute, die nur vom Tuten keine Ahnung haben, oder an so Leute. Dann kamen Fernsehen, Filmfestivals, -produktion und Museen an die Reihe.
*So wie uns Eike Schmidt, welcher nach zwei Mandaten an den Uffizien von Florenz jetzt in Neapel das Capodimonte dirigiert, gleichzeitig aber in Florenz als Bürgermeister kandidierte und jetzt dort die Opposition führen will. Für eine “Bürgerliste”, welche genau die Parteien der Meloni-Regierung
einschloss.
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