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Fleisch unter Geiern. "Moana" von Baustelle

Abschied:


In den Sack die abgenutzten Barbies

Die abgezählten Tüten mit Morphin

Die Sterne von Schifano, die Feenmärchen

Die Platten, die Tränen von jedem Geburtstag

In eine Kiste die Bilder von meiner Mutter

Beerdigt habe ich die Lieder des Sommers

Die Briefe von Craxi, die Stellungen, die Peitschenhiebe

Die unbestätigten Auftritte

Eine Dame geht. Hatte was mit Mario Schifano gehabt, dem Künstler, und mit Bettino Craxi, dem Ministerpräsidenten, auch mit Robert de Niro und Luciano de Crescenzo. War in Shows und Filmen aufgetreten Moana.

Und was willst du von mir?

Heute fackel ich mein Haus ab

Wenn du mir Adieu sagen willst

Komm heimlich und dann hau ab


Wie soll ich dir beibringen, dass ich keine Creme mag?

Und mich nie verliebe

Porno ist die Schönheit, wenn der Verfall schnell geht

Porno, wie du sie willst

Hab nur einen Weg zum Glück gefunden

Weiß, dass du mich verstehst

Verehrt zu werden in der Leere, einer grauenhaften Welt

Fleisch unter Geiern


Essere adorati in questo mondo vuoto e atroce

Carne in mezzo agli avvoltoi


Moana Pozzis Abgang. Ein Pornostar sagt „Ciao”.


Alles in den Eimer: Die Feministinnenpresse

De Niro, de Crescenzo, die ganze Vögelei

Maße und Gewichte eures Urteils

Führer beim Neujahrstanz

Wenn du mir unbedingt Adieu sagen willst

Besuch mich im Krankenhaus und dann geh


Moana Pozzi, geboren 1961, gestorben an Krebs 1994. Bis heute verehrt. „Ein Mythos“! Warum nicht? Auf dem Mist wachsen die Blumen” (de Andrè). Ihre Filme heute noch zu sehen. Es gibt da im Internet ein Archiv für sowas. geht nichts mehr verloren, nie. 


Wie soll ich dir sagen, dass ich keine Torte mag?

Und mich nie verliebe?

Porno ist die Schönheit, wenn alles schnell kaputt geht

Porno, wie du sie willst

Hab nur einen Weg zum Glück gefunden

Weiß, dass du mich verstehst

Verehrt zu werden in dieser grauenhaften Leere

Sterne inmitten des Nichts


Stelle in mezzo al niente


Wie soll ich dir beibringen, dass ich das Leben nicht mag?

Und ich mich nie verliebe

Porno ist die Schönheit, wenn die Geschichte rast

Porno, wie du sie willst

Hab nur einen Weg zum Glück gefunden

Weiß, dass du mich verstehst

Verehrt zu werden in dieser grauenhaften Leere

Allein unter Leuten



Italiener finden manches sehr natürlich, was dem Deutschen, so will er

scheinen, ganz das Gegenteil.

In Deutschland ist „Wichser“ ein Schimpfwort so wie „Spanner“, weil man dort nur praktisch denkt und nur da aktiv wird, wo es keiner sieht, und wenn was gesehen wird, der oder die nicht hinguckt. Entsprechend sind die Shops, so heißen die ja, für Spann- oder Wichsmaterial versteckt: früher am Bahnhof, jetzt Richtung Stadtrand, und erst ab achtzehn überhaupt zugänglich, weil man die turbelnde jugendliche Seele lieber sich selbst überließe. Nu ist das lang schon zwecklos, Kinder schauen ihre Pornos, wann sie mögen, und die Psychologinnen regten sich erst auf und dann wieder ab, da jemand nach großem Forschen festgestellt hat, dass Zwölfjährige nach Anblick von 25cm-Trallalas beim Gangbang nicht den Eindruck davontragen, sie müssten da was nachmachen. Früher kriegte einer unter achtzehn solche Dinge in Deutschland allenfalls nach längerem Wühlen in Papas Arbeitsschubladen zu sehen. Ganz anders in Arkadien! Im Belpaese hingen an jedem Zeitungskiosk Zeitschriften wie „Le ore“ mit

allseitigen Begattungsfotos aus und zur Anregung der Fantasie konnte man einen Comic der Reihe „Lando – der Mann mit drei Eiern“ hinzukaufen. Sind eben katholisch da. Bald kamen die zugehörigen VHS dazu, deutsche natürlich von Beate Uhse („Drei unterm Weihnachtsbaum“), aber zunehmend italienische der Firma „Diva futura“, welche der Fotograf Riccardo Schicchi zusammen mit einer Dame namens Cicciolina gegründet hatte. Letztere, später auch Gattin von Jeff Koons, war aus Ungarn eingewandert und wurde der erste große italienische Pornostar. Übrigens auch Sängerin („Der rote Muskel“). Mehr: schließlich auch vom Partito Radicale aufgestellt, gewählt und ins Parlament nach Rom geschickt. Aus Ulk? Populismus? Klar. Aber doch ein Übergang von der Schmuddelecke

auf die große Bühne. 

Inzwischen war auch Moana Pozzi aufgetaucht, erst Escort, dann Pornostar, schließlich mit eigner Partei, Il partito dell’amorerecht sichtbar, Bettgefährtin von Robert de Niro, Beppe Grillo und ein paar Monate lang auch des Sozialistenführers und späteren Ministerpräsidenten Bettino Craxi. Was nun auch erklärt, wieso die Pornoschlampe: die schöne, elegante Dame im Staatsfernsehen zur besten Abendzeit eigene Sendungen bekam. Niklas Luhmann, der ja auch ein Jahr lang in Italien gelebt hat, bot für derlei die Erklärung an: „In Italien ist die Grenze zwischen Möglichem und Unmöglichem durchlässig.“


Hier ein Interview des Staatsfernsehzeremonienmeisters Pippo Baudo mit Moana. Der Hohepriester des Nichts und die Nutte.


Bilder von Wikimedia

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