Abschied:
In den Sack die abgenutzten Barbies
Die abgezählten Tüten mit Morphin
Die Sterne von Schifano, die Feenmärchen
Die Platten, die Tränen von jedem Geburtstag
In eine Kiste die Bilder von meiner Mutter
Beerdigt habe ich die Lieder des Sommers
Die Briefe von Craxi, die Stellungen, die Peitschenhiebe
Die unbestätigten Auftritte
Heute fackel ich mein Haus ab
Wenn du mir Adieu sagen willst
Komm heimlich und dann hau ab
Wie soll ich dir beibringen, dass ich keine Creme mag?
Und mich nie verliebe
Porno ist die Schönheit, wenn der Verfall schnell geht
Porno, wie du sie willst
Hab nur einen Weg zum Glück gefunden
Weiß, dass du mich verstehst
Verehrt zu werden in der Leere, einer grauenhaften Welt
Fleisch unter Geiern
Essere adorati in questo mondo vuoto e atroce
Carne in mezzo agli avvoltoi
Moana Pozzis Abgang. Ein Pornostar sagt „Ciao”.
Alles in den Eimer: Die Feministinnenpresse
De Niro, de Crescenzo, die ganze Vögelei
Maße und Gewichte eures Urteils
Führer beim Neujahrstanz
Wenn du mir unbedingt Adieu sagen willst
Besuch mich im Krankenhaus und dann geh
Moana Pozzi, geboren 1961, gestorben an Krebs 1994. Bis heute verehrt. „Ein Mythos“! Warum nicht? „Auf dem Mist wachsen die Blumen” (de Andrè). Ihre Filme heute noch zu sehen. Es gibt da im Internet ein Archiv für sowas. geht nichts mehr verloren, nie.
Wie soll ich dir sagen, dass ich keine Torte mag?
Und mich nie verliebe?
Porno ist die Schönheit, wenn alles schnell kaputt geht
Porno, wie du sie willst
Hab nur einen Weg zum Glück gefunden
Weiß, dass du mich verstehst
Verehrt zu werden in dieser grauenhaften Leere
Sterne inmitten des Nichts
Stelle in mezzo al niente
Wie soll ich dir beibringen, dass ich das Leben nicht mag?
Und ich mich nie verliebe
Porno ist die Schönheit, wenn die Geschichte rast
Porno, wie du sie willst
Hab nur einen Weg zum Glück gefunden
Weiß, dass du mich verstehst
Verehrt zu werden in dieser grauenhaften Leere
Allein unter Leuten
Italiener finden manches sehr natürlich, was dem Deutschen, so will er
scheinen, ganz das Gegenteil.
In Deutschland ist „Wichser“ ein Schimpfwort so wie „Spanner“, weil man dort nur praktisch denkt und nur da aktiv wird, wo es keiner sieht, und wenn was gesehen wird, der oder die nicht hinguckt. Entsprechend sind die Shops, so heißen die ja, für Spann- oder Wichsmaterial versteckt: früher am Bahnhof, jetzt Richtung Stadtrand, und erst ab achtzehn überhaupt zugänglich, weil man die turbelnde jugendliche Seele lieber sich selbst überließe. Nu ist das lang schon zwecklos, Kinder schauen ihre Pornos, wann sie mögen, und die Psychologinnen regten sich erst auf und dann wieder ab, da jemand nach großem Forschen festgestellt hat, dass Zwölfjährige nach Anblick von 25cm-Trallalas beim Gangbang nicht den Eindruck davontragen, sie müssten da was nachmachen. Früher kriegte einer unter achtzehn solche Dinge in Deutschland allenfalls nach längerem Wühlen in Papas Arbeitsschubladen zu sehen. Ganz anders in Arkadien! Im Belpaese hingen an jedem Zeitungskiosk Zeitschriften wie „Le ore“ mit
allseitigen Begattungsfotos aus und zur Anregung der Fantasie konnte man einen Comic der Reihe „Lando – der Mann mit drei Eiern“ hinzukaufen. Sind eben katholisch da. Bald kamen die zugehörigen VHS dazu, deutsche natürlich von Beate Uhse („Drei unterm Weihnachtsbaum“), aber zunehmend italienische der Firma „Diva futura“, welche der Fotograf Riccardo Schicchi zusammen mit einer Dame namens Cicciolina gegründet hatte. Letztere, später auch Gattin von Jeff Koons, war aus Ungarn eingewandert und wurde der erste große italienische Pornostar. Übrigens auch Sängerin („Der rote Muskel“). Mehr: schließlich auch vom Partito Radicale aufgestellt, gewählt und ins Parlament nach Rom geschickt. Aus Ulk? Populismus? Klar. Aber doch ein Übergang von der Schmuddelecke
auf die große Bühne.
Inzwischen war auch Moana Pozzi aufgetaucht, erst Escort, dann Pornostar, schließlich mit eigner Partei, Il partito dell’amore, recht sichtbar, Bettgefährtin von Robert de Niro, Beppe Grillo und ein paar Monate lang auch des Sozialistenführers und späteren Ministerpräsidenten Bettino Craxi. Was nun auch erklärt, wieso die Pornoschlampe: die schöne, elegante Dame im Staatsfernsehen zur besten Abendzeit eigene Sendungen bekam. Niklas Luhmann, der ja auch ein Jahr lang in Italien gelebt hat, bot für derlei die Erklärung an: „In Italien ist die Grenze zwischen Möglichem und Unmöglichem durchlässig.“
Hier ein Interview des Staatsfernsehzeremonienmeisters Pippo Baudo mit Moana. Der Hohepriester des Nichts und die Nutte.
Bilder von Wikimedia
Commenti
Posta un commento