Passa ai contenuti principali

Para-rara-ram, para-rara-ra: Sanremo, oh

2018 war’s, da hätte ein Sänger aus einer Talentshow einer gewissen Frau Spinne den Sangeswettbewerb von Sanremo gewinnen sollen. Hat er aber nicht. Die Jury der Journalisten hatte befunden, dass der Sieger Mahmood heißen müsse. 


Da wurde nicht nur Frau Spinne sehr böse. Auch der Innenminister von Yidali, nennen wir ihn Herrn Rülps, fand es nicht gut, dass da nicht ne echte yidalische Jung, sondern so ein Zuwanderungsprodukt, der Sohn einer Sardin und eines Ägypters, als Sieger des nationalen Sängerinnenstreits in die Welt hinausziehen sollte.

2025 sitzen sie immer noch in Sanremo, der Herr Rülps und die Frau Spinne, und grinsen glücklich in ihre Chipstüten. Die Journalistenjury gibt es zwar noch, aber ihr Votum zählt nicht mehr fürs Endergebnis. Solche wie Mahmood und Ghali vom Stadtrand sind übrigens auch gar keine mehr dabei.


Wenn du dir nämlich das Liedgut Stück für Stück einmal anhörst: zweimal sicher nicht, fällt dir früher oder später auf, dass da diesmal, von Joan Thiele abgesehen, die irgendwie halb kolumbianisch sein soll, alle Sängerinnen richtige Italiener sind. 100%. Was die so zu singen haben?


Der sehr christliche Herr Christicchi singt was für die Mutter, so kunstlos und echt: „Wenn du mal klein bist“, ja dann „werde ich dir helfen zu verstehen, wer du bist“ … Trostreich, wie das so rüberkommt, als ließe sich Alzheimer mit ein paar Spässken wegspielen. Verlogen, ja. Lied für ältere Damen, die über so viel kindlicher Hingabe in dementen Zukünften inniglich seufzen werden.

Medizinisch rappt Fedez in "Herzschlag" weiter: Der Geist sei scheu, er irre im dunkelsten Dunkel wo gibt. Thema? Die Depression. “Drück mich fest, fessle mich und lass mich atmen! Serotonin wird gesucht!” “und die Paranoien erfordern zu viele Aufmerksamkeiten”. Kurios, wie der Psycho-Jargon in die Poesie Einzug hält. Eine neue, mehr oder minder medizinische Reimwelt öffnet sich, so Dinge wie “Bulimie/ ich verlass dich nie”, “Bist mir so nah/ PSA”. Dann vielleicht doch lieber in die Welt hinaus, liebe Dichterinnen und Dichter? 


Oder noch was über Kommunikationsbeschwerden? weil sie immer nur an Herzchen denke, verdammte ❤️Herzchen ❤️ sende ❤️❤️❤️.

Pensavi solo ai cuoricini, cuoricini

Stramaledetti cuoricini, cuoricini


Und ihn an irgendeinem Samstag abserviert habe.


Oder doch richtig Liebe? Rose Villain denkt an ihn, ganz dolle, und kommt auf so wilde Gedankenspiele:

„Wenn an dich Denken ein Verbrechen wäre, wär ich ein

Outlaw

Outlaw”!


Und noch einer drauf:

„Fahren wir morgen,

Bonnie und Clyde! “

Hach.


Letzter Versuch: Die Stadt? Herr Shablo jammert: 24/7 … er werde brennen bis ans Ende, eingeschlossen zwischen Zement und Smog.


Ah, la vita frenetica!

Das hektische Großstadtleben, oh!

Weil sie da im Land Hälfte des Lebens im Stau stehen.


Kurz: das ist alles Müll da auf dem Festival dieses Jahr, platt wie eine gebügelte Briefmarke, und so bilder- und blumenreich wie ein Mailänder Bürgersteig. Musik? Kommt vom Computer, aus dem Speicher.


Rein Italienisch aber. Und zur Titelmelodie singt es: “Ganz Italien, ganz Italien (Eh!)”.


Tutta l'Italia, tutta l'Italia, tutta l'Italia (Eh!)

Tutta l'Italia, tutta l'Italia, tutta l'Italia


Verstörend auch das. Denn in Sanremo gab es bislang immer nur Sanremo, höchstens die Region Ligurien noch, Blumen und Pesto. Weil, wer Italien sucht, immer nur Regionen findet. Italien? Eine Verbeugung vor der nationalen Regierung, vor Herrn Rülps und Frau Verleihnix.


Das Lied ist nun allerdings von Gabry Ponte. Wenn wir da bei der Sendung nicht immer diesen entnervenden Refrain hören würden, sondern das ganze Lied, würden wir vielleicht schlucken.

Eh!

Mamma stasera non ritorno


Mama, heute Abend komm ich nicht nach Hause


Klassisches Thema seit den Skiantos.


Ganz sicher lande ich in irgendeinem Bett

Wir sind gute Jungs, in Ordnung sind wir

Spaghetti, Wein und Vater unser


Ist das nicht der Titel irgend so eines Western?


Und die Mona Lisa lacht

Schon gut, hängt aber in Paris


Eia! Den Italienern erklären, dass besagtes Grinsebild den Franzosen gehört, einfach weil sie dem Leonardo Ehre und Geld zugeteilt, das Bild ihm abgekauft haben, nachdem er vorher in Mailand als Hofknecht gehalten worden war und aufm Dachboden gelebt hatte, ja das: wäre schwierig.


Verbotene Küsse in schwarzen Straßen

So viele Freunde von Freunden

Traurige Augen, aber glücklich

Und du singst, ich hör dich unter den Schreien

Die Lichter gleiten uns durch die Hand

Macht nichts, wenn du es nicht kennst

Aber bei diesem Zeug musst du einfach mitspringen!


Fa niente se non l'hai mai sentita

Ma con 'sta roba ci salta


Und wieder:

Tutta l'Italia, tutta l'Italia, tutta l'Italia (Eh!)

Tutta l'Italia, tutta l'Italia, tutta l'Italia

Lasciateci ballare


Lasst uns tanzen

Wars nicht eher ein Springen?

Con un bicchiere in mano

Mit einem Glas in der Hand

Wars nicht … bei Toto Cutugno? Eine Gitarre in der Hand? Italiener heute: Tanzen nicht, springen. Machen keine Musik, saufen.


Eh!

Eh!

Pam-para-rara-ram

Para-rara-ram, para-rara-ra


Aus der zweiten Strophe:

Beato santissimo Craxi

E quante mo-o-onеtine


Der selige allerheiligste Craxi

Schon vergessen? Der Sozialistenanführer und Modernisierer, leider auch, wie die ganze Regierung, ganz abscheulich korrupt … Das Mailänder Stadtvolk, als er vor Gericht gestellt wurde, hat ihn auf der Straße mit Geldmünzen beworfen, so entrüstet waren die da. Nachdem sie das natürlich eigentlich nicht nur immer schon gewusst, sondern auch von verschiedenen Geldduschen fröhlich profitiert hatten … Das arme, gute Volk! fühlte sich betrogen! 


Bis hier also: drei italienische Lügen in einem Lied. Jedes Land hat ja seine, nur Italiener haben ein paar mehr. Singen nicht, Mona Lisa gehört ihnen nicht, sind immer schon genauso korrupt wie ihre Regierenden. Also sicher nicht alle. Ein paar singen ja doch auch. Nur halt nicht in Sanremo.


One, two, three, four


Eh!

Eh!

Pam-para-rara-ram

Para-rara-ram, para-rara-ra

Eh!

Pam-para-rara-ram

Para-rara-ram, para-rara-ra

Eh!

Pam-para-rara-ram

Para-rara-ram, para-rara-ra

Eh!

Pam-para-rara-ram

Para-rara-ram, para-rara-ra

Commenti

Post popolari in questo blog

Die Nacht von Laszlo de Simone: Einfach kompliziert: Schwierigkeiten beim Hin und Her

Innamorarsi heißt: sich verlieben , aber far  innamorar:   Verlieben  machen ? Klingt schräg. Lieber hölzern: Dazu bringen sich zu verlieben ? Wenn Magie im Spiel wäre, und das ist nie auszuschließen, könnte auch   verzaubern gehen, dann wäre fürs Deutsche immerhin Poesie drin, aber die Liebe aus dem Spiel. Kurz: un fiore/ tutti quanti ci fa  innamorar : Eine Blume, die uns alle so verzaubert, dass wir uns  verlieben ? Hier versuch ichs etwas anders. Klingt prätentiös, was De Simones Texte nicht tun. Sind immer leicht und fliegen. La notte Cela i ladri e cela anche un fiore Sfuggito al giorno ma non a vento e pioggia E tutti quanti ci fa innamorar E io vorrei tornare Die Nacht Verbirgt Diebe und birgt auch eine Blume Die dem Tag entwischt, doch Wind und Regen nicht Und wir alle, verzaubert, verlieben uns Und ich möchte zurück Zurück wohin? Nu: Godere finden wir im Wörterbuch als genießen und denken an ältere Tanten, welche sich abends ...

Un magna, magna, besungen von Myss Keta

  Myss Keta, Meisterin der anmutigen Vulgarität, besingts Scheinehirtentum kunstvollst, das Römische,  mit “Cafonal”. Dass da in Italien Faschisten an der Regierung sind, könnte ja beunruhigen. Beißen  aber gar nicht, vorerst. Die sind radikal vor allem darin, die Rechten auf alle wichtigen  und unwichtigen Direktorenposten zu setzen oder sitzen zu lassen, wo alle andern  fliegen*. Seit dem ersten Tag der Regierung ist im ganzen Lande ein Gemauschel** im Gange, das im Mutterland des Klüngels seinesgleichen suchte. Überall Faschisten  am Ruder also? Eher ein Haufen von Leuten ohne jede Qualifikation außer  der, verwandt zu sein oder befreundet. Meistens sone, denen man keine fünf Euro  leihen würde. Aber das sind moralische Kategorien. Führen ja zu nichts: Moral teilt: der eine entrüstet sich, der andre gähnt. Myss Keta hingegen zieht aufs Feld der  Ästhetik, ins Gelände, wo eine/r so oder anders geht und redet und isst. Die Frage:  ...

Giorgio Poi: Im Supermarkt. Dem norditalienischen

Wer das Lied „Im Supermarkt“ von Giorgio Poi hört, sollte nicht an einen deutschen Depressionsmarkt wie Penny  oder die Gemüsesuppendosengänge bei Kaufland oder Edeka denken. Der eine oder andere  Rewe käme vielleicht in Frage, da wären aber sicher die Gänge noch zu eng und die Regale zu  niedrig. Das Warenangebot muss in Italien weit über Kundenköpfe hinausragen. Gleich hinter dem  Eingang braucht es knallbunt, weit ausladend Obst und Gemüse, dann kommen Fisch, Fleisch und  Aufschnitt in Massen: Es riecht nach Kochschinken. Italiener geben bekanntlich ein paar Prozent  ihres Gehalts mehr fürs Essen aus als die Deutschen, welche knickrig. Lied von der Platte So ein italienischer Supermarkt ist daher schon mal das passende Ambiente, wenn einer va a  cucca, cioè auf Jagd geht nach verfügbaren Liebespartnern. In Milano galten lange die großen  Supermärkte von Esselunga als Geheimtipp, also nicht die ganz großen wie in der Vorstadt Sesto ...