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Visualizzazione dei post da febbraio, 2024

Amalfitano singt Liebe in Palermo. Häuser stürzen ein.

Da pfeifen die Bauarbeiter den Frauen nach. Das ist ein bisschen wie früher, da in Palermo.  „Meine Mutter ist Deutsche!“, erzählt dir eine, dreizehn vielleicht.  Ein arabisches Viertel ist schon immer da. Die Moschee? Seit tausend Jahren. Das ist ein  bisschen wie morgen, da in Palermo. Du kannst daher ruhig über die Straße gehen, die Autos  stehen alle immer im Stau. Geh zum Botanischen Garten, Goethe sitzt Weihnachten unter Zitronen. Geh zur Kathedrale,  da liegt Friedrich II.: Von Rôme vogt, von Pülle künec, stupor mundi du. Reisebusse spucken  runde Deutsche, unisex, Blumen in der Hand für unsern Kaiser. Hier war alles schon immer hier. Wird  immer sein. Stürzt mal ein Haus ein, frisch renoviert. Palermo, der Kopf kommt nicht mit. Der  Fahrkartenkontrolleur erkennt mich: „Lei è de Melano, l’ho kabedo sobito!“ Sei Mailänder, ich, weiß er. Sag nichts. Außerhalb des  Zentrums immer einen Zehner in der Tasche, für die Straßenräuber. K...

Ballade von der blinden Liebe. Fabrizio de André

„Du bist meine Welt!“, hörtest du dir sagen und dein Herz klopfte so laut. Es kommt ja vor, dass du dir eine Zecke einfängst und merkst es nicht: Liebe im  Spiel oder du tràumst. In Fabrizio de Andrés fröhlicher Ballade, tralalalalla tralallaleru, geht so eine  Liebesgeschichte so aus, wie es eben logisch wäre, wenn tatsächlich nicht einfach Zecken, sondern ausgewachsene literarische Figuren unser Leben bevölkerten, die ihren eigenen Vorteil auch mal vergäßen. Ein ehrlicher, ein tüchtiger Mann Tralalalalla tralallaleru Verliebte sich bis über beide Ohren In eine, die ihn gar nicht liebte Sie sagte zu ihm: „Bring mir morgen Tralalalalla tralallaleru siee sagte zu ihm: „Bring mir morgen Das Herz deiner Mutter für meine Hunde!“ Er zur Mutter ging und brachte sie um Tralalalalla tralallaleru Aus der Brust ihr riss er das Herz Und ging zu seiner Liebe zurück Es war nicht das Herz, es war nicht das Herz Tralalalalla tralallaleru Dieser Schrecken war ihr nicht genug Sie...

De André singt Milanese. Ohi, Schöne!

  Was ist das? An die Schöne geht die Frage: „Willst du im Flugzeug mitkommen Von Rom nach Mailand? Fürchte nicht für die Gesundheit Es gibt einen Fallschirm Fürchte dich nicht, Kleine Ich geb dir die Hand Willst du kommen und Liebe machen Meine Herzensschöne Fürchte nicht für die Gesundheit Es gibt einen Fallschirm Fürchte dich nicht, Kleine Ich geb dir die Hand“. Altherrenwitze? Die Antwort der Dame klingt fremd.  Mi no, mi vegni no/  Mi g’ho paura, mi g’ho paura/ Mi no mi vegni no/ Mi g’ho paura de borlar  giò Sie kommt nicht, sie habe Angst, runterzufallen oder besser zu - kullern. Die italienische paura , Angst, heißt hier paüra oder, weiter Richtung  Land raus, pagüra . “ich” ist nicht io , sondern mi . Der Refrain kommt aus dem Lande, wie der große Aretino es, Dante  (Inf.XXXIII) bereichernd, genannt hat, aus dem „paese del mì e del sì”, aus  dem Norden, aus Milano. “Ich habe” ist da nicht (io) ho, sondern mi g’ho . Die Antwort der Schö...

Der Lästerer. Fabrizio de André singt vom Zaubergarten

Auf dem Friedhof stehst du da vor diesen Steinen und denkst Geschichten. Vielleicht steht der Beruf drauf. „Hauptlehrer a.D.“ oder „Sanitätsrat“. Oder  du weißt etwas, hast von dem oder der gehört. Ein Don Giovanni das, eine  Heldin, eine Verrückte oder ein Säufer vor dem Herrn. Hast du nicht mehr  selbst gekannt? Denk dir was! Edgar Lee Masters hat in „Spoon River“, seinen Grabstein-Gedichten den  Toten seiner kleinen Stadt in Illinois ihre Stimmen gegeben: dem Arzt, dem  Chemiker, dem Verrückten, dem Gotteslästerer. Letzteres könnte, als Beruf,  erstaunlich scheinen. Wir, wenn, lästern ja mehr nebenbei einmal. Es könnte  aber doch, fragen wir den Lästerer, etwas daran sein? Ich habe das Lästern als Kind gelernt am Ententeich hinter dem Bauernhof  meiner Vorfahren. Das „Himmel, Arsch und Zwirn!“ meiner Cousinen  erheiterte mich über alle Maßen, bis zufällig mal Mama neben mir stand  und es eins auf die Mütze gab. Wir vermeiden so wa...

Alle weg: Männer, Hunde, Schwestern und Blumen. Der Zug von Vinicio Capossela

Verschwindet alles. Im Zug, im Zug fort. Ist selbst ein langer Zug, das Lied. Der Zug kommt nämlich und nimmt alle mit, wirklich alle. Die aus der Burg und die aus dem  Stroh, „Männer, Hunde, Schwestern und Blumen“, alle weg. Die Ortshexen oder -zauberinnen  packen den Teufel in die Schürze und nehmen ihn auch mit. Das Dorf ist leer. Und wo sind sie  alle hin? Der Fernseher hat sie aufgenommen, als „der Trost des letzten Hafens“. Das, was Capossela da singt, ist in Kürze die Geschichte der italienischen Provinz, von Sizilien  bis, mindestens, Emilia Romagna. Jetzt leer, Wüste bald. Das Leben, das da einmal war, können  wir noch im Fernsehen betrachten, wo die Provinz, die es nicht mehr gibt, sich selbst träumt.  Aufgesogen, weggesaugt, als Wolke unterwegs. In der Schwebe er selbst. Er fährt mit, das erklärt Capossela erst spät im Lied, zu einer  hübschen Western-Melodie. Was er war, ist abgefallen. Was er ist, das hat er bei sich.  Im Zug, im ...