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Alle weg: Männer, Hunde, Schwestern und Blumen. Der Zug von Vinicio Capossela

Verschwindet alles. Im Zug, im Zug fort. Ist selbst ein langer Zug, das Lied.

Der Zug kommt nämlich und nimmt alle mit, wirklich alle. Die aus der Burg und die aus dem Stroh, „Männer, Hunde, Schwestern und Blumen“, alle weg. Die Ortshexen oder -zauberinnen packen den Teufel in die Schürze und nehmen ihn auch mit. Das Dorf ist leer. Und wo sind sie alle hin? Der Fernseher hat sie aufgenommen, als „der Trost des letzten Hafens“.

Das, was Capossela da singt, ist in Kürze die Geschichte der italienischen Provinz, von Sizilien bis, mindestens, Emilia Romagna. Jetzt leer, Wüste bald. Das Leben, das da einmal war, können wir noch im Fernsehen betrachten, wo die Provinz, die es nicht mehr gibt, sich selbst träumt. Aufgesogen, weggesaugt, als Wolke unterwegs.


In der Schwebe er selbst. Er fährt mit, das erklärt Capossela erst spät im Lied, zu einer hübschen Western-Melodie. Was er war, ist abgefallen. Was er ist, das hat er bei sich. Im Zug, im Zug weiter. Come una rosa, come una spina …


„Wie eine Rose, wie eine Dorne

Wie ein Glück, wie ein Ruin

Was ich hatte, ist jetzt weg

Das, was kommen soll, noch nicht gefunden

Und wenn mir das Leben zu eng wird

In diesem Zug, das die Strafe

So, wie ich war, kann ich nicht bleiben

Was ich bin, trag ich bei mir

Was ich bin, trag ich bei mir

Uh-uh”


Das ganze Lied:

„Der Zug ist eines Morgens angekommen

Im schwarzen Rauch der vergangenen Nacht

Die Sirene hat den Ruf gezogen

Und das ganze Dorf ist herbeigestürzt

Als erster ist der in den Lumpen gekommen

Aus seinem schwarz verräucherten Haus

Am Ende war auch Mandarino dabei

Mit allem Saatgut aus dem Lager

Die von der Burg sind runtergestiegen

Zusammen mit denen aus der Scheune

Alle im Tal sind fortgegangen

Nichtmal ein Hühnchen haben sie dagelassen

Das Dorf ist eines Morgens weg

Ohne Ankündigung, ohne Postkarte

Wie eine Herde, wie rausgeworfen

Männer, Hunde, Schwestern und Blumen

Ihr Geschwätz haben sie festgenagelt

An den stummen Mündern der verschlossnen Türen

Und die verlassenen Fenster

Sind wie schwarze Augen zurückgeblieben

Eine Schlafmütze war zu spät dran

Als Letzter hat er einen Blick zurückgeworfen

Und dann mit dem Koffer den Zug aufgehalten

Halt! Wartet auf mich, sonst schlag ich mich

Und so ist er weg. Tavolone

Der es auf dem wackligen Tisch trieb

Mit Peppe Nacca, Breccia e Piscone“


Nacca ein Familienname um Neapel herum, „Breccia“ ist die Lücke oder militärisch der Durchbruch, „Piscone“ wär im Süden ein großer Stein, erinnert mich aber eher an „Pischello“ für kleine Jungs mit kleinem Dings, Piscone wäre also .. Spitznamen vom Dorf.


„Sind alle Arm in Arm abgefahren

Auch den Teufel haben die Hexen mitgenommen

Genommen und in die Schürze gewickelt

Und mit dem so verfangenen Dämonen

Sind sie durchs Tor der Zigeuner gekommen

Uh uh


Zurückgelassen die knotigen Zweige

Den Neumond und die Kreuze der Toten

Die schwarzgewordnen Felder und die Kötterhöfe

Alles hat die Eisenbahn aufgenommen

Eine runde Brotform

Hat Vituccio im Arm gehabt

Dann hat er sie, hat er sie ganz fest umarmt

Und eine Woche davon gegessen

Dann hat er sie, hat er sie ganz fest umarmt

Und eine Woche davon gegessen

Wie eine Rose“ …

Der Zug ist eines Morgens angekommen

Wie ein Vogel aus den Hügeln

Auf den Gleise hat er die Flügel ausgebreitet

Und sn seiner Brust alle getragen

Und weit, weit weg am Horizont

Ist vori ihm ein Schirm erschienen

Zitterte vor Licht und Glanz

Die Vision des großen Fernsehers

Und in der Ferne verschluckte er, fern

Wie der Trost des letzten Hafens

Und in der Ferne wachten von der Tenne

Die grauen Haare des Alters

Und in der Ferne wachten von der Tenne

Die grauen Haare des Alters

Wie eine Rose, wie eine Dorne

Wie ein Glück, wie ein Ruin

Was ich hatte, ist jetzt weg

Das, was kommen soll, noch nicht gefunden

Und wenn mir das Leben zu eng wird

In diesem Zug, das die Strafe

So, wie ich war, kann ich nicht bleiben

Was ich bin, trag ich bei mir

Was ich bin, trag ich bei mir

Uh-uh”.

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