Ich habe auch an den Bundesjugendspielen teilgenommen. Ich musste ja und habe dann versucht, auf null Punkte zu kommen, was leider daran scheiterte, dass mir beim Kugelstoßen die Kugel abgerutscht ist, also einen Meter und was weit geflogen ist: ein Punkt. Etwas Ähnliches gelingt oder misslingt, je nachdem, im Moment Zen Circus. Sie hätten natürlich etwas wie Wiederholungen oder einen Refrain ins Lied einfügen können. Haben sie nicht. Sonst tun sie es ja, Ilenia zeigts. Für Sanremo tun sies nicht. Und inmitten von amore, dolore, cuore singen sie l'amore è una dittatura.
Man habe uns gesehen: "schwimmen in knietiefem Wasser", aha, und "uns vor Mücken verbeugen und sie bitten unser Blut/ nicht zu mischen mit dem der Mäuse, die mit der Flut in Massen gekommen sind", hier geht es ums Politische also, nämlich: "die Türen stehn offen, die Häfen sind geschlossen (porte-porti)", ja, und dazu gehört: "Unbekannte anlächeln/ die uns erschreckt ansehen / während wir uns küssen / ein Mann nen Mann, Hand in Hand". "Eine Zigarette erzählt das nicht/ da brauchts vielleicht ein ganzes Leben/ oder ein Lied, sicher nicht dieses hier/ andre Lehrer, andre Eltern/ die nicht vorwerfen, was du bist, was du willst, was du warst" (Thema bei Zen Circus, für uns alle? "Meine Mutter wollte, ich wär n andrer Mensch").
Das Leben jedoch, ein Hauch? "Existieren dauert grad nen Moment nur/ wer in der Zeit lebt, stirbt zufrieden".
Und ja, wie verbringen wir die Zeit? "man hat uns die Steine in dieser Wüste zählen sehn / Egal! mit dem Himmel Zeit verschwenden, das als Beruf tun / bezahlt, um sich was vorzustellen, was keiner fotografieren kann". Ja, sie. "Ich will mich besser ausdrücken, ohne mich zu verstecken / hinter Scheiß, zufällig hingeschrieben in dieser Trainingshalle des Schreckens": la palestra dell'orrore. "Das ist der Stein, das ist die Sünde / ein Schäferhund machts aus Liebe/ nicht fürs Geld, nicht aus Groll / nicht wegen der Wolle gibt es die Herde / und nicht fürs Gesetz".
Na gut, aber wir? "Wir sind Antennen, Fernseher/ stoßen Geschichten aus, machen Krach", richtig! und "wir suchen die Frau des Lebens oder den Mann des Todes". "Unterbrochene Wege, ewiges Lächeln, Kinder Blut unsrer Arbeit, / sie werden uns nicht ähnlich sehen, Kinder der ganzen Welt/ und die Eintönigkeit verlieren von damals, als alles an seinem Platz war/ verjagte Mäuse, niedergekämpft, alle Monster unterm Bett/ und die bekannte Umarmung verfliegen lassen/ dessen, der für dein Bestes deine Vergangenheit zerstört hat". Gut gut, aber jetzt? ich?
"Wenn du kommst, gehn die andern weg/ du weißt, das ist nicht gut, aber du kommst schon zurecht / wie in dem Land mit dem unaussprechlichen Namen/ das wir gern in Worten zähmen". "Ich war da, als es passiert ist/ es ist nichts passiert / das kommt zu den Akten".
"Du hast vor niemandem Angst, nur vor deiner Gestalt / die Demokratie hast du im Herzen/ aber die Liebe ist eine Diktatur", da ist es! "Gemacht aus kategorischen Imperativen/ ohne jede Ausführung/ während du Anarchie findest, in jedem Gefühl". Nun, endlich: die Liebe! "Du! bleib in meiner Nähe, also weit genug/ um dir aus dem Zimmer meiner Augen ins Gesicht zu sehen/ ob geschlossen oder offen, ist gleich / es sind Augen: eine offene Tür". "Die Zeit vergeht, das spürst du an der Uhr/ während du in ner Bar, an einer Presse oder in einem Büro arbeitest und ... / und hoffst weiter, dass irgend jemand da draußen sei und auf dich warte / nicht um dich um Geld zu bitten, und auch nicht um dich auszurauben/ nicht, um dir Drogen zu verkaufen und dir den Arbeitsplatz wegzunehmen/ sondern um dir ins Gesicht zu schreien: du bist die einzige, der alleinige/ die einzige, der alleinige". Hach. Da wacht das Publikum der Blumenstadt auf und jubelt.
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