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Dante in Bonola. Krieg und Ekel. Baustelle: "Giulia, come stai?"

Wo die U-Bahnhöfe von Mailands Linie 1 plötzlich Traumnamen haben wie QT8 und Uruguay, da geht es nach Bonola, einem von 1960 bis 1980 entstandenen Viertel von Plattenbauten und so jett, die zur Zeit langsam auseinanderfallen, wenn keiner aufpasst.

Da, noch vor dem ältesten Mailänder Einkaufszentrum, wo mal der Papst Johannes Paul zu Besuch war, genau da, haben wir leicht mal eine Gottesvision, wie Herr Dante sie beschreibt: So viel Licht, mir fehlen die Worte (Par. XXXIII, v.139).


Baustelle entsprechend: „Ich mischte Dante und Coca Cola/ In einem

Zimmer in Bonola“, Nach Myss Ketas „Sushi und Sashimi/ Parco Forlanini“, fühlen wir, fehlte das. Und das Licht?


Beim Weltuntergang platzten mir die Schläfen

Schließlich war Weihnachten, immer dasselbe

Zum Glück war das Licht bloß

Die Illusion von Gottes identität

Ich mischte Dante und Coca Cola

In einem Zimmer in Bonola

Der totale Ego-Trip

Fühlte mich außerordentlich, wie im Delirium, bahnbrechend

Wie eine Platte von The Band


Auf dieses Floß, im Chaos

Bist an Bord gekommen und also: „Hallo!“


Dentro questa zattera, nel caos

Sei salita a bordo e allora: "Ciao"


Guten Tag, Giulia, wie geht’s?

Du hast zu viel geweint und jetzt weißt du

Während alles brennt

Es gibt eine Blume, die nie stirbt

Wenn der Welt unsere Zukunft, unser Schmerz

Am Arsch vorbei geht

Darfst du keine Angst haben

Denn da ist ein Weltkrieg im Gange

Aber der Sommer gehört uns


In der Ebene lebt ein vergifteter Reiher

Auch ein Staatsminister, ein Arschloch

Der Hass propagiert

Und ich tu, was ich kann, steh am Steuerrad

Halt die Rückenwirbel steif


Doch du bringst den Wind, der wegbläst

Oxyde und Schmerzen aus der Lombardei


Die Szene ist eigenartig eindeutig: Oxyde, also Kohlenmonoxyd nicht nur, sondern auch Zinkoxyd und was hier sonst so rumschwimmt oder -liegt. Der Reiher ist vergiftet.


Wir sind in der Lombardei, wo in jeder verlassenen Fabrik und jeder

aufgegebenen Baugrube Tonnen an illegalem Giftmüll aus der Schweiz oder aus Deutschland lagern und wo bei einem Brand niemand weiß, was da durch die Luft gehen wird. Auch den von hier stammenden Minister und schwabbeligen Hassprediger aus dem Lied kennen wir alle. Untergang im Ekel. Das Rettende aber? Wächst? „Der Sommer gehört uns“. Die Parole aller glücklichen Ferienliebespaare? Rettung mit Halbpension? Und doch wahr, oder?


Ma sei tu che porti il vento che spazza via

L'ossido e il dolore in Lombardia


Guten Tag, Giulia, wie geht’s?

Du hast zu viel geweint und jetzt weißt du

Während alles brennt

Gibt es eine Blume, die nie stirbt

Wenn der Sohn, den du wieder umarmen wirst

Am Arsch vorbei geht

Bite ich dich, gib niemals auf

Denn da ist ein Weltkrieg im Gange

Aber der Sommer gehört uns


Ein Sohn? Geschichtensplitter, Liebesblütenstaub. Sonst Krieg und Gift. Hallo Giulia.

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