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Le Grand Hotel Sea-Gull Magique (Battiato)

Kultur könnte ja egal sein oder? Wenn nun mal keiner mehr was liest außer Schnippeln auf dem Bildschirm, dann wäre eben das die Kultur, die neue. Die Wörter, Sätze fließen weiter, sie rauschen laut und wir hören zu. Listen and repeat. Wenn es aber die falschen wären? Alte, enge Wörter, die nicht mehr gingen? 

Wer macht die Wörter, die Sätze kaputt, wenn sie schlecht geworden sind? Schlecht riechen? Wer verschenkt neue? Wie lernen wir zu sagen, zu sehen, was uns umgibt, berührt, umtreibt? Aus Büchern nicht mehr, schon gar nicht in Italien. Ein Drittel der Italiener und Italienerchen und Italienerinnen sind funktionelle Analphabeten. Da ist das Land ein Vorreiter.  Leid, Spaß und Arbeit am Wort, das überlebt dort im Pop. 

Franco Battiato (1945-2021) kam aus dem Modernsten, griff alles auf, wendete, drehte, zerhackte, setzte wieder zusammen und kam damit in die Charts. Kommt vor, dass seine, sagen wir: schrägen Lieder im Supermarkt erklingen. Kultur. 

Natürlich hat er es mit dem Meer: Sommer, Liebe, Langnese oder Algida. Mare, mare, mare reimt sich auf amare, respirare und fare, das gibt Geschichten wie bei Herrn Carboni: Mare, mare, mare, cosa son venuto a fare/ se non ci sei tu? "Meer, Meer, Meer, was mache ich hier/ wenn du nicht da bist?" 

Battiato reimt mare auf annegare, ertrinken. 

"Meer, Meer, Meer, ich will ertrinken

Trag mich weit hinaus bis zum Schiffbruch

Fort, fort, fort von dieser Küste

Trag mich fort auf den Wellen".


Das Ganze trägt den verheißungsvollen Titel „Summer on a solitary beach“, was aber …


"Wir verbrachten den Sommer an einem einsamen Strand

Und hörten das Echo eines Freiluftkinos

Und auf dem Sand lag die Tropenhitze des Meeres.


Und nachmittags, wenn die Sonne uns nährte

überbrückte dann und wann ein Schrei die Entfernung

Und die Luft um die Dinge wurde unwirklich.


Meer, Meer, Meer ich will ertrinken …


A wonderful summer on a solitary beach

Against the sea. Le Grand Hotel Sea-Gull Magique

Während in der Ferne ein brauner Bergarbeiter heimkam".


Das nimmt ein Lied von 1927 auf, in dem Mut und Tod eines italienischen Minenarbeiters in Mexiko besungen werden. „Ab und zu überbrückte ein Schrei … “: auch dieser Vers aus dem Szenario des Bergwerkselends. Strand und Elend und Tod flimmern in der Sommerhitze. Material für die proletarische Gestik eines neorealistischen Schmachtstreifens?  Klingt eher nach Überdruss. hier? Schwer zu sagen. 


Meer, Meer, Meer, ich will ertrinken

Trag mich weit hinaus bis zum Schiffbruch

Fort, fort, fort von dieser Küste

Trag mich fort auf den Wellen





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