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Sanremo2024: Verrückt sein, verrückt werden an sich selbst? Loredana Berté

Sono pazzo di te, das klingt nach „Ich bin verrückt nach dir”, ist aber ein bisschen mehr, etwa „Ich bin verrückt von/ an dir“: Du bist nicht nur das Ziel meines Verlangens, sondern auch der Grund meines Irreseins. Loredana Berté singt: Sono pazza di me.

Ich habe mir immer vorgestellt, sie würde einmal Udo Lindenbergs „Ich mach mein Ding“ singen, nur richtig mit Stimme. Das passte ganz gut für die 1950 geborene Sängerin, sie war einmal mit Björn Borg verheiratet … , die seit den sechziger Jahren in italienische Wohnzimmer röhrt und die Leut immer mal wieder ein wenig schockiert. „Ich bin keine Dame“, singt sie 1982. „Ich bin keine Dame / eine mit allen Sternen im Leben/ Ich bin keine Dame/ sondern eine, für die der Krieg nie/ aus ist/ Oh nein, oh nein“.


Sei bellissima, das kennt wohl jeder, war ihr erster großer Hit. Ihr schönstes Lied ist, sag ich mal so hin, E la luna bussò: Und der Mond klopfte. Der klopft hier und da und darf nicht rein, bis er (la luna: eine sie) zwischen den Wimpern eines Kindes landet.

2008 erhält sie den „Preis für die Karriere“ der Stadt Sanremo, die Rentnerprämie, kämpft aber weiter. 

2019 kommt es zum Eklat, als sie mit „Cosa ti aspetti da me“: „Was erwartest du von mir“ den vierten Platz belegt, das Publikum aber aufsteht und laut protestiert, weil sie den ersten verdient hätte. In Windeseile wird ein neuer Preis für sie geschaffen, der des Publikums im Theater Ariston von Sanremo.


„Pazza di me“ also diesmal, etwas wie eine Erklärung:

Ich bin immer noch die (junge) Frau

Die bei allem ausrastet

Mich zu lieben ist nicht leicht

Leider kenne ich mich

OK, ich versteh dich

Wenn auch du von mir fortgehst

Das Herz habe ich ausgequetscht wie eine Zahnpastatube

Im Kopf ein Feuerwerk

Jetzt geh ich an jeder Abzweigung geradeaus

In Ordnung, ich bin verrückt, das ist, das ist

Ich bin verrückt nach/ an/ von mir, nach/ an/ von mir,

Und will es wieder herausschreien

Ich brauche keinen, der mir vergibt, ich, ich mach das selbst

Ich bin verrückt an mir

Ja, weil ich mich genug gehasst habe

Erst sagen sie dir basta, du bist verrückt, und dann

Machen sie dich zur Heiligen

Ich wandre im Dschungel

Mit meinen Spitzen-Stiefeletten

Und tanze auf den Schlangen

Das Gewissen tut mir nicht weh

Ich streichle mich selbst, weil ich nicht um Zärtlichkeit betteln will

Das Herz habe ich ausgequetscht wie eine Zahnpastatube

Im Kopf ein Feuerwerk

Und wenn die Welt wie ein Irrenhaus ist

Bin ich die verrückteste, die es gibt, die es gibt

Ich bin verrückt an mir

Und will es wieder herausschreien

Ich brauche keinen, der mir vergibt, ich, ich mach das selbst

Ich bin verrückt an mir

Ja, weil ich mich genug gehasst habe

Erst sagen sie dir basta, du bist verrückt, und dann

Machen sie dich zur Heiligen

Tut mir leid, wenn ich dir weh getan habe

Vielleicht bin ich nicht normal, oder

Ich bin verrückt an mir

Und will es wieder herausschreien

Ich brauche keinen, der mir vergibt, ich, ich mach das selbst

Ich bin verrückt an mir

Ja, weil ich mich genug gehasst habe

Erst sagen sie dir basta, du bist verrückt, und dann

Machen sie dich zur Heiligen


Musikalisch ist es aber doch, darf ich? Ein wenig altmodisch, oder?

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