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Interkulturell? Dinge singen (Nuda Musica)

 Im Lied geht es um die Dinge und der Text schließt da:

„Die Dinge ändern sich und bleiben niemals stehn

Die Dinge reden, hören wir niemals zu

Die Dinge ändern sich und zu fassen sind sie nicht

Die Dinge singen, hören wir niemals zu“.

Die Dinge, so.


Life


Dazu eine interkulturelle Vorbemerkung

Die Dinge sind immer am schwierigsten. Bei Seele und Liebe und sowas verstehen wir uns ja noch, so ungefähr, von Kultur zu Kultur, aber wenn dann Weihnachten naht und die italienische Freundin siebenundzwanzig spaßige Tässchen und sechzehn güldene Figürchen und sonstwas erschnappen geht, um all diese schnuckligen kleinen Dinge noch vor den Feiertagen erst zu verpacken und dann, eins nach dem anderen! Freundinnen, Freunden, Cousins und Cousinen vorbeizubringen, welche euch jedes Mal unter lautem mehrstimmigem Freudengschrei etwas Ähnliches anmuten werden, dann verstehst auch du, wo der Kulturunterschied sich nicht versteckt hält. Er steht ja da. Herum. Da brauchst du also gar nicht in den Kleiderschrank zu schauen, wo alles nach Sommer und Winter, also oben und unten geordnet ist. Da genügt ein Rundblick im Wohnzimmer. Diese reizenden kleinen Löwen und Löwinnen und Flugzeuglein und Pharaonenköpfchen und Bötchen oder Eiffeltürme oder was, ob aus Plastik oder aus Porzellan, was da herumsteht, das heißt auf Deutsch Staubfänger und wird dort doch seit langer Zeit vermieden wie ja übrigens auch die betenden Hände aus Messing im Halbrelief. In Italien nennt man solches schlicht Soprammobili, also etwa „AufmMöbel“ und es steht bei Jung und Alt in der Behausung herum. Italienisches Design ist zu Recht berühmt und italienische Wohnungen, wahre Höhlen des Grauens, langsamer Erstickungstod eine jede, sind es zu Recht nicht.


Nun aber:

Die Dinge sind, das ist banal, aber schwer erträglich, sind das schwierigste auch dann, wenn eine oder einer dich verlässt, abhaut, auszieht, und die ganze Wohnung starrt von mitgebrachten Kaffeetassen, blauen Jacken, einem kleinen Fernseher, einem Katzenbaum ohne Katze, gemeinsam angeschafften Töpfen, und dann sind da ja womöglich die Haare, die du beim Putzen ewig noch aufwischst. Aber um Organisches oder auch nur halb solches geht es im Lied nicht.


„I soprammobili mi parlano di te“ : „Die Staubfänger sprechen mir von dir“: Klingt nicht nett, versuchen wir es mit „Der Nippes spricht mir von dir“? Na gut: „Viele kleine nette Sächelchen sprechen mir von dir“.


Nun aber:

„Die Staubsauger seufzen für dich

Die Blumen vom Floristen

Werden nie wieder blühen

Der Hausrat

Erzählt von dir

Tragbares

Fragt nach dir

Alles fragt warum

Die Kaffeetassen


Eines Tages, lang ist es hin

Vom Winde verweht

Wird sie mehr Sinn haben für mich

Deine Abwesenheit


Die Dinge

Das braucht seine Zeit

Vom Winde verweht

Sagen wir die Wahrheit

Ich werde sie weniger dunkel sehen

Die leeren Zimmer

Das Bett hier und den Fernseher

Die Brille, dein Kissen

Diese blaue Jacke

War dir zu eng, weißt du?

Oder waren wir es?


Eines Tages, lang ist es hin

Vom Winde verweht

Wird sie mehr Sinn haben für mich

Deine Abwesenheit


Die Dinge

Das braucht seine Zeit

Vom Winde verweht

Sagen wir die Wahrheit

Ohne verletzt zu sein, werde ich sie lieben


Die Dinge ändern sich und bleiben niemals stehn

Die Dinge reden, hören wir niemals zu

Die Dinge ändern sich und zu fassen sind sie nicht

Die Dinge singen, hören wir niemals zu

Die Dinge ändern sich und bleiben niemals stehn

Die Dinge singen, hören wir niemals zu


Autor ist Francesco Bianconi.

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