Je doofer das Lied dazu, denke ich manchmal, desto umwühlender die Liebesgeschichte davor oder dazu. Aber was ist schon ein doofes Lied? „Sad eyed Lady of the Lowlands“ nicht, da war die Liebe bald weg. „Suzanne“? Oder das hier: „Trottolino amoroso“?
Sie hatte mich mit herzreißendem schwerem sizilianischem Akzent „Trottolo“ genannt. Das Lied "Trottolino amoroso" von Minghi und Mietta ist erst im Folgejahr erschienen, aber eins erklärt das andere. "Trottolo" passt jedenfalls ganz gut zu mir, aber wie jetzt?
„La trottola“ ist der Kreisel. Der männliche Gegenpart, den es eigentlich nicht gibt, wäre also vermutlich auch etwas, was sich ohne Sinn dreht, springt, herumeiert. Eine Mailänderin hätte wahrscheinlich „pirla“ gesagt oder „pirlèta“, also trottolino, etwa „pirlèta amoros“ oder gar „baciòcch“. Aber Mailänder Gesänge kommen in Italien seit den Siebzigern nicht mehr ins Fernsehen. Es gibt sie also nicht wirklich.
Der Pirla, eben so ein Dreher und Springer, wird wiederum von Süditalien her oft missverstanden als Bezeichnung für ein männliches Geschlechtsteil, ist das aber höchstens nebenher, weil das ja unter Umständen auch so umherhüpft. Dafür hätten wir in Mailand sonst aber „Pistola“.
Nun, das Lied geht so:
„Geh weg, Amore!
Es wär noch rechtzeitig
Glaubst du nicht?
Gedankenlos wie du bist
Bist du glücklich so.“
Übersetzungsfragen:
„Amore“ als Anrede? „Geliebter!“ oder „Meine Liebe!“ oder „Herzelein“.
Das „glücklich“ steht hier für „contento“, was je nach Aussprache und Mimik „zufrieden“ oder „glücklich“ bedeuten kann. Mailändisch „mi sun cuntent!“: „Ich freue mich!“
„Gedankenlos wie du bist“: Im Text nur „spensierato“, substativiert, also etwa „Sorgloser“ oder „Gedankenloser“. Klingt auf Deutsch doch seltsam, oder?
„Geh weg, Amore
Denn Frieden find ich nicht
Wirst du auch nicht haben
Wir werden schlaflos sein
Glaubst du nicht
Züge verpassen und Regenschrime stehen lassen
Selbst die Zeitung werden wir falsch lesen
Mein Lieber, du wirst es sehen.
Wir werden uns fragen, wieso die Welt alles von uns weiß
Vielleicht werde ich dich anrufen“.
Italienisch „perdere“: „il sonno“, den Schlaf ..., “il treno”, den Zug verpassen,
„gli ombrelli“: Regenschirme vergessen oder eben stehen lassen. Ein italienisches Verb, drei deutsche Bedeutungen.
Der Refrain: „Trottolino amoroso“, übersetze ich nicht, so wie “Dudu dadadà“.
“Und dein Name wird
Der Name jeder Stadt sein
Der eines nass gewordnen Kätzchens
Dass miaut
Und dein Name wird
Auf einer Tafel stehn
Als Reklame
An der Straße für mich
Und ich werd, die Nase nach oben
Dagegen laufen
Immer da
Immer du
Nur noch ein bisschen
Und dann
Weiß ich noc nicht“.
Folgendes könnte es auf einen Mann aus dem germanischen Norden gemünzt sein, Fichtenbaum stand einsam und zieht gen Süden:
„Mein barbarischer Eindringling
Glaubst du nicht?
Lächelnder Betrüger
Geh ein bisschen weg
Denn Frieden find ich nicht
Wirst du auch nicht haben
Geh!
Oder wir kriegen Ärger
Und kleine Unfälle geschehen
Du wirst es sehen, mein Lieber
Da kommts zum Sternenkrieg
Unsre Liebe wird dort sein
Zitternd und so leuchtend.
Ich werd dich nochmal anrufen
Trottolino Amoroso, Dudù dadadà
Und dein Name wird
Die Kälte und die Dunkelheit sein
Ein zerzaustes Kätzchen
Das mich kratzt
Deine Liebe wird
Ein Monat Dürre sein
Und im Himmel wird es
Keinen kühlen Regen für mich geben
Und ich wird, die Nase nach oben
Dagegen laufen
Immer da
Immer du
Nur noch ein bisschen …“
Ein bisshen doof ist es ja schon, das Lied.
Commenti
Posta un commento