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Kultural Klasch. Verlorene Liebe 1938

Verlorene Liebe eben: „Du bist nicht mehr mein kleines Mädchen! Du warst ein Traum, der erste Traum meiner Jugend“, aber jetzt seien ihre Küsse eiskalt und wärmten nicht mehr. Sehnsucht komme auf nach der verlorenen Liebe. Das singt eine Frau.

Ich kam 1988 aus Westberlin, wo, wie es schien, 103% der Frauen lila bewegt waren, 110% der Menschen ökologisch dachten, weil sie schwäbisch sprachen, und mindestens 107% nicht beim andern Geschlecht ihre Befriedigung fanden, weshalb sie mir ständig erklärten, ich als Hetero verstünde dies und das und noch ganz vieles sowieso nicht. Da bin ich also

weg.

In Mailand angelangt, hörte ich dieses Lied, von einer Frau gesungen, und staunte. Es war von 1938: In ganz Italien hatten faschistische Jungs herumgetobt, welche Schwule zu Tode prügelten und den Lesben nur deshalb nix taten, weil sie sie nicht erwischten. 1938 ein Lied von verflossener lesbischer Liebe! 

Ich weiß nicht mehr, warum, ob als „Sprechanlass“ oder als „Übersetzungsübung“, jedenfalls kündigte ich in einer Klasse eifriger italienischer Deutschlerner/innen, von denen es damals viele gab, meine Heimat Westberlin gab es da hingegen schon nicht mehr, ach! ganz cool als Lesbenlied an, um die Leut ein wenig aufzuwecken, und spielte es vor.


Der Krach der Entrüstung war kaum zu beruhigen. Ich glaube, es flossen Tränen. Das … das sei doch nix Lesbisches! Da singe eine Mama für ihre vom Weg abgekommene Tochter! Ich Crucco hätte auch hier wieder mal gar nichts verstanden.


So geht das mit der Kultur.


„Nein, du bist nicht mehr mein kleines Mädchen

Sondern eine moderne junge Dame

Die mit der Liebe spielt


Neieiein, so verwandelt mag ich dich nicht

Deine Küsse sind zu kalt

Um mir das Herz zu wärmen


Ich fühle eine große Melancholie

Das ist wohl die Sehnsucht

Nach meiner verlorenen Liebe


Nein, du bist nicht mehr mein kleines Mädchen

Sondern eine moderne junge Dame

Die am Herzen friert


Du bist ein Traum gewesen, der erste Traum

Meiner Jugend

Ich habe dich sehr geliebt, aber du hast dich verändert

Ich erkenne dich nicht wieder

Ich fühle eine große Melancholie

Das ist wohl die Sehnsucht …“


Das Lied singen nun, die Bemerkung möchte ich mir nicht verkneifen, auch Männer, vielleicht für eine Tochter.



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