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Visualizzazione dei post da ottobre, 2023

Kultural Klasch. Verlorene Liebe 1938

Verlorene Liebe eben: „Du bist nicht mehr mein kleines Mädchen! Du  warst ein Traum, der erste Traum meiner Jugend“, aber jetzt seien ihre  Küsse eiskalt und wärmten nicht mehr. Sehnsucht komme auf nach der  verlorenen Liebe. Das singt eine Frau. Ich kam 1988 aus Westberlin, wo, wie es schien, 103% der Frauen lila  bewegt waren, 110% der Menschen ökologisch dachten, weil sie schwäbisch  sprachen, und mindestens 107% nicht beim andern Geschlecht ihre  Befriedigung fanden, weshalb sie mir ständig erklärten, ich als Hetero  verstünde dies und das und noch ganz vieles sowieso nicht. Da bin ich also weg. In Mailand angelangt, hörte ich dieses Lied, von einer Frau gesungen, und  staunte. Es war von 1938: In ganz Italien hatten faschistische Jungs  herumgetobt, welche Schwule zu Tode prügelten und den Lesben nur deshalb nix  taten, weil sie sie nicht erwischten. 1938 ein Lied von verflossener  lesbischer Liebe!  Ich weiß nicht mehr...

Trottolo sein, dudu dadadà

Je doofer das Lied dazu, denke ich manchmal, desto umwühlender die  Liebesgeschichte davor oder dazu. Aber was ist schon ein doofes Lied? „Sad eyed Lady  of the Lowlands“ nicht, da war die Liebe bald weg. „Suzanne“? Oder das hier: „Trottolino amoroso“? Sie hatte mich mit  herzreißendem schwerem sizilianischem Akzent „Trottolo“ genannt. Das Lied "Trottolino amoroso" von Minghi und Mietta ist erst im Folgejahr erschienen, aber eins erklärt das andere. "Trottolo" passt jedenfalls ganz  gut zu mir, aber wie jetzt? „La trottola“ ist der Kreisel. Der männliche Gegenpart, den es eigentlich  nicht gibt, wäre also vermutlich auch etwas, was sich ohne Sinn dreht,  springt, herumeiert. Eine Mailänderin hätte wahrscheinlich „pirla“  gesagt oder „pirlèta“, also trottolino, etwa „pirlèta amoros“ oder gar  „ baciòcch“. Aber Mailänder Gesänge kommen in Italien seit den  Siebzigern nicht mehr ins Fernsehen. Es gibt sie also nicht wirklich. Der Pirla, eben so...

Philosophischer Gesang. Zucchero Zarathustra

Am Museumseinlass in Milano erwiderte ich, nach dem Beruf befragt, „Philosoph“, weil das ja in  gewisser Weise das ist, was ich gelernt habe. Die junge Dame schaute mir tief in die Augen, ich  glaube, sie wollte meine Hand ergreifen, und fragte: „Ah! Philosoph! Welche Richtung denn?“  Auch in Deutschland hätte ich bei solchen Gelegenheiten mit derselben Antwort Erfolg.  Lacherfolg. „Philosoph? ja nee, ne?" Oder sie würde mir etwas von Sartre erzählen wollen. Also  da lieber nichts sagen. Es ist durchaus wahrscheinlich, dass die Italienerin bei „Richtung“ hier, vielleicht etwas im Nebel,  an Links- oder Rechtshegelianer oder an Sprachphilosophie und Phänomenologie gedacht hat.  Was das alles sei, hat sie nämlich in der Schule gelernt, wenn man das so sagen kann. In italienischen Gymnasien ist Philosophie in der Oberstufe Hauptfach. Vier Stunden in der Woche!  Da wundert sich, wer aus Deutschland kommt. Der Italiener aber wird seinerseits die Augen...

Italienisch Lernen mit Zucchero

Eine italienische Freundin erklärte mir, ich war ganz neu im Land: „Unsere Männer haben immer  Hunger!“ Was nun, wie ich erst nach und nach verstand, nichts mit Essen zu tun hatte, sondern mit  einem anderen Bedürfnis. Italienische Männer, übersetzte ich mir, hätten immer Lust. Vielleicht  täten sie nur so, weil sie das von sich erwarteten oder die Frauen, oder weil sie es mit dem Do it  yourself nicht so haben wie wir Deutschen. Wer weiß.  Wenn Zucchero aber singt: „Sono un  affamato“: „Ich bin ein Ausgehungerter“, schicken wir ihn nicht zum Kühlschrank. Wenn  dazukommt: „Sono un assetato“, etwa: „ich bin am Verdursten“, dann ist das ein nettes Spiel mit  der Metapher. Hunger und Durst, Du mein Brot und mein Wasser! Elementares, für: es tun wollen  oder besser müssen.   Kraftvoll kommt solche Lust daher und kraftvoll ist das wiederkehrende Bild: „Il mare impetuoso al tramonto salì sulla luna e dietro una tendina di stelle”, der Mon...