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Seele des Sees, Gespenster: Davide van de Sfroos


Es ist sicher Herbst. Die beste Zeit am Comer See, wenn die Nebel auf dem Wasser liegen und die grünen Hänge und die alten, uralten Villen nur noch durchschimmern. Doch dann kommt ein Wind auf. Hör zu. 
"Der Wind schlägt die Tür, auf dem Kopf trägt er eine Wolke und im Arm ne Tasche: 'Ist ein Geschenk drin!' sagt er, aber ich denk, es ist wieder mal ein Gewitter". 
E scùlta el veent che pìca la pòrta cun in cràpa una nìgula e in bràsc una sporta el diis che g'ha deent un el regàal me sa che l'è el sòlito tempuraal.... 
Und hör genau hin: 
"Die Geister, hör auch die Wichtel, wie sie an der Mauer hochklettern und aus der Schublade springen, deine Klamotten tragen, die aus deinen Kindertagen und kommen und gehen wie das Weinglas ..."  
E scùlta i spiriti e scùlta i fulètt che ranpèghen sôel müür e sòlten fôe di cassètt g'hann sôe i vestii de quand sèri penènn i ne vànn e i ne vègnen cun't el büceer del vènn... 


Es ist klar, dass wir im Norden Italiens sind, gar nicht so weit von unserem, dem Lande der Untoten und der Berggeister. Den Ort markiert schon der Anfang des Liedes: Auf dem Tisch steht
"Polenta und kaltes Huhn" dazu, und dann auch "ein Gespenst auf der Veranda", sowie "der Barbera wie Erdöl". Da scheint auch der Mond ins Schleudern zu kommen: 
Pulènta e galèna frègia e un fantasma in sôe la veranda barbèra cume' petròli e anca la lôena me paar che sbanda... 

Van de Sfroos singt auf Comasco. Das steht dem Mailändischen nah, hat aber eine andere Seele als die Sprache der Großstadt. 
Auf dem Lande: Hier "macht der Stuhl Lärm, der Mund steht offen, sagt aber nichts, nur das Radio kratzt die Luft und die Gedanken machen einen großen Krach": 
cadrèga che fa frecàss e buca vèrta che diis nagòtt dumà la radio sgraffigna l'aria e i pensee fànn un gran casòtt.... 

Da: "in diesem Zimmer ohne Uhr, stimmt es auch nicht, dass in der Stille nur die Melancholie schlafe und dass ein Zigarillo kein Gedicht schaffen könne". 
L'è menga vèra che nel silenzio dorma dumà la malincunìa l'è menga vèra che un tuscanèll l'è menga bòn de fa una puesìa 
in questa stanza senza urelògg  ...
"da tanzt die Fee, tanzt die Hexe, an diesem Ort ohne das Licht, das sagt: 'Sind doch alles nur Schatten'". 
bàla la fata e bàla la stria in questu siit senza la lüüs che diis tücoos l'è duma' l'umbrìa.... 

Das Licht kommt von einer Kerze: "die Flamme steht nie still, bewegt sich wie die Erinnerung, auch die Spinne am Geländer webt das Bild ihrer Geschichte, das Spinnennetz meiner Gedanken fängt alles auf, hat dann aber oft zu viele Löcher und muss geflickt werden ... "
E la candela la sta mai ferma e la se môev cumè la memoria anca el ràgn sôe la balaüstra ricàma el quadru de la sua storia la ragnatela di mè pensèe la ciàpa tütt quèll che rüva scià ma tanti voolt la g'ha troppi bôcc e l'è tüta de rammendà....

"Da schlägt das Fenster mit den Flügeln, weiß aber, dass es nicht weg kann, und die Sterne haben so ein poliertes Gesicht wie die Augen der Nostalgie". 
La finestra la sbàtt i all, ma la sà che po' mea na' via e i stèll g'hann la facia lüstra cumè i ôcc de la nustalgìa in questa stanza senza nissôen, vàrdi luntàn e se vedi in facia

"In diesem Zimmer, wo keiner ist, siehst du in die Ferne und siehst dir selbst ins Gesicht". Gut gesagt, nicht?

Ich muss aber zugeben, dass mein Lieblingslied von de Sfroos ein anderes ist. Es geht um den Überlandbus, eine Hymne auf die Müdigkeit, die Liebe, das Gemenge und die Landstraße: "die Straße, die deine Mutter ist, die dein Mädchen, ein Stück Brot, die, welche schreit, und die, die ein Betrug oder ein schönes Mädchen ist.

E la strada che l'è la tua mamm o la strada che l'è la tua tusa la strada che l'è un tocc de pan o la strada che la vusa quela strada che l'è una ciulada e quella strada che l'è una bela tusa...







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