Es
ist sicher Herbst. Die beste Zeit am Comer See, wenn die Nebel auf
dem Wasser liegen und die grünen Hänge und die alten, uralten
Villen nur noch durchschimmern. Doch dann kommt ein Wind auf. Hör
zu.
"Der
Wind schlägt die Tür, auf dem Kopf trägt er eine Wolke und im Arm
ne Tasche: 'Ist ein Geschenk drin!' sagt er, aber ich denk, es ist
wieder mal ein Gewitter".
Und hör genau hin:
"Die Geister, hör auch die Wichtel, wie sie an der Mauer hochklettern und aus der Schublade springen, deine Klamotten tragen, die aus deinen Kindertagen und kommen und gehen wie das Weinglas ..."
E scùlta i spiriti e scùlta i fulètt che ranpèghen sôel müür e sòlten fôe di cassètt g'hann sôe i vestii de quand sèri penènn i ne vànn e i ne vègnen cun't el büceer del vènn...
Es
ist klar, dass wir im Norden Italiens sind, gar nicht so weit von
unserem, dem Lande der Untoten und der Berggeister. Den Ort markiert
schon der Anfang des Liedes: Auf dem Tisch steht
"Polenta
und kaltes Huhn" dazu, und dann auch "ein Gespenst auf der
Veranda", sowie "der Barbera wie Erdöl". Da scheint
auch der Mond ins Schleudern zu kommen:
Pulènta
e galèna frègia e un fantasma in sôe la veranda barbèra cume'
petròli e anca la lôena me paar che sbanda...
Van de Sfroos singt auf Comasco. Das steht dem Mailändischen nah, hat aber eine andere Seele als die Sprache der Großstadt.
Auf dem Lande: Hier "macht der Stuhl Lärm, der Mund steht offen, sagt aber nichts, nur das Radio kratzt die Luft und die Gedanken machen einen großen Krach":
cadrèga che fa
frecàss e buca vèrta che diis nagòtt dumà la radio sgraffigna
l'aria e i pensee fànn un gran casòtt....
Da: "in diesem Zimmer ohne Uhr, stimmt es auch nicht, dass in der Stille nur die Melancholie schlafe und dass ein Zigarillo kein Gedicht schaffen könne".
L'è menga vèra che nel
silenzio dorma dumà la malincunìa l'è menga vèra che un tuscanèll
l'è menga bòn de fa una puesìa
in questa stanza senza urelògg ...
"da tanzt die Fee, tanzt die Hexe, an diesem Ort ohne das Licht, das sagt: 'Sind doch alles nur Schatten'".
bàla
la fata e bàla la stria in questu siit senza la lüüs che diis
tücoos l'è duma' l'umbrìa....
Das Licht kommt von einer Kerze: "die Flamme steht nie still, bewegt sich wie die Erinnerung, auch die Spinne am Geländer webt das Bild ihrer Geschichte, das Spinnennetz meiner Gedanken fängt alles auf, hat dann aber oft zu viele Löcher und muss geflickt werden ... "
E la candela
la sta mai ferma e la se môev cumè la memoria anca el ràgn sôe la
balaüstra ricàma el quadru de la sua storia la ragnatela di mè
pensèe la ciàpa tütt quèll che rüva scià ma tanti voolt la g'ha
troppi bôcc e l'è tüta de rammendà....
"Da schlägt das Fenster mit den Flügeln, weiß aber, dass es nicht weg kann, und die Sterne haben so ein poliertes Gesicht wie die Augen der Nostalgie".
La finestra la sbàtt i
all, ma la sà che po' mea na' via e i stèll g'hann la facia lüstra
cumè i ôcc de la nustalgìa in questa stanza senza nissôen, vàrdi
luntàn e se vedi in facia
"In diesem Zimmer, wo keiner ist, siehst du in die Ferne und siehst dir selbst ins Gesicht". Gut gesagt, nicht?
Ich muss aber zugeben, dass mein Lieblingslied von de Sfroos ein anderes ist. Es geht um den Überlandbus, eine Hymne auf die Müdigkeit, die Liebe, das Gemenge und die Landstraße: "die Straße, die deine Mutter ist, die dein Mädchen, ein Stück Brot, die, welche schreit, und die, die ein Betrug oder ein schönes Mädchen ist.
E
la strada che l'è la tua mamm o la strada che l'è la tua tusa la
strada che l'è un tocc de pan o la strada che la vusa quela strada
che l'è una ciulada e quella strada che l'è una bela tusa...
Commenti
Posta un commento