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Azzurro heißt blau, oder?

Wenn du ein Lied schreibst, kann das dann jeder singen und das ist wie ein Buch schreiben und dann kommen die Berufsleser oder -denker oder so was. Nicht schön, mitunter. 
Andrerseits mag ich das ja, wenn diese Toten Hosen "estatje" singen und sich im Video in via Patroclo in Milano fanno ciulare la macchina: sich das Auto klauen lassen.

Es gibt auch eine Variante von Rummelsnuff. 



Das ist vielleicht nicht so richtig schön. Zum Glück haben wir auch eine redliche deutschsprachige Anverwandlung, gesungen zum Beispiel von Vico Torriani (Der goldene Schuss): 

"Azzurro heißt blau", erklärt er dem wissbegierigen Publikum, wo es nun zwar wohl eher "himmelblau" heißen müsst / aber er erklärt dann, azzurro zu sein, "wenn du mich küsst". Also blau, also .. Dichters Freiheit. Ob Torriani oder Alexander (übrigens zu anderem Text: "azzurro sind wir") oder Peter Rubin: der Vergleich mit Celentano fällt nicht gut aus. Die schleppen sich da so durch. 

Im Original, wenn es so was gibt, war von so einem städtischen allersonnigsten Sommersonntag im Norden Italiens die Rede, an dem einer sich nach der Freundin sehnt, welche, wie früher alle Welt außer der arbeitenden Bevölkerung, in Ligurien oder Emilia Romagna am Strand liegt.


Er möchte so gern. Das Lied ruft Erinnerungen an Langeweile im Leben wach. "Es ist als wär ich im Oratorium", der katholischen Jugendlichenfreizeitunterbringungsanstalt, die in Italien das Leben derer aus weniger wohlhabenden Familien prägt, und er denkt an "jene Sonntage allein / in einem Hof beim Spazierengehen / jetzt ist mir noch langweiliger als damals / nicht mal n Pfarrer für ein Schwätzchen": ob es heute noch diese Sonntagnachmittagslangeweile gibt, so wie früher bei Colette und bei mir zu Hause? Im Lied ist sie so groß, man weiß gar nicht recht, ob sie nicht wichtiger ist als die Sehnsucht nach dem fernen Mädchen. Aber quasi quasi ist der junge Mann schon unterwegs, zum Marschrhythmus des Liedes? "Doch der Zug der Wünsche, der fährt andersrum". Tja. Da steht er in der Sonne und singt. 

Geschrieben übrigens von zwei Wortmachern und Paolo Conte, dem Meister. 

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