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Bene, ma non benissimo: Abgründe im Lied von Shade

Vielleicht nicht gerade genial, aber zumindest trefflich ist der Titel eines Lieds des italienischen Rappers Shade: Bene, ma non benissimo. 

In der grammatischen Minimalvariation springen hier verborgene Abgründe des Alltagslebens auf. 

Bene ist die durchschnittlich erwartete Antwort auf die Frage: Come va?: "Wie geht's?" Non benissimo hingegen wäre die Antwort im ehrlichen Gespräch: "Eigentlich nicht so richtig gut". Bene, ma non benissimo enthält die Spannung von Konvention und Ausdruck, oder sollte es heißen, von Lüge und Wahrheit? 

Cerco lavoro ma ho fatto l'artistico/ "Ich suche Arbeit, hab aber das Kunstgymnasium besucht": In der Antwort bene, ma non benissimo kommt die ganze Oberschullüge des Landes zum Vorschein. Denn Eltern und Kindern wird dort zwar erzählt, jedes der zahllosen Abiture, welche da zwischen Wirtschaft, Pädagogik und Humanwissenschaften, was immer das sei, ausgegeben werden, gebe Zugang zu Universität und Arbeit. Tatsächlich aber ist in Italien, wer kein humanistisches oder allenfalls ein naturwissenschaftliches Gymnasium besucht hat, zeitlebens ein armes Wurstel sofern er oder sie nicht als Buchhalterin oder Geometra* Unterschlupf findet. Bene, ma non benissimo ist das Kunstgymnasium zumal, die Schule der regellosen Typen, welche eigentlich nur Kunst und Mathematik lernen. 

Dass der Sinn nicht in schädlichem Übermaß hervorluge, dazu tragen Blödeleien und Wortspiele aller Art bei. Fai le vacanze? Faccio fatica ("Machst du Ferien? Ist für mich mühsam" vielleicht, als Vorschlag: "Ich mach Stress!"). Kalauer bleiben nicht aus. "Die Tussi ist so schwer (aber auch: nervig): wenn sie ein Foto schickt, sind die Gigas erschöpft"/ Frate, è talmente pesante sta tipa / che manda una foto e finiscono i giga

Sinn und Unsinn gehen in eins, es geht ein Lied: Bene, ma non benissimo.

*geometra wäre Landvermesser? Wohnungsmesser? Tatsächlich darf man mit dem Abitur als Geometra kleinere Wohnungen und Gebäude planen, kann also den Architekten ersetzen. Was man den meisten neun Häusern im Land ja auch ansieht. 

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