Die Gruppe Il pagante kommt aus Mailand. Nach schlechten und teuren Mailänder Privatschulen besuchen diese jungen Leute oder was sie sind jetzt natürlich, so klingt es, die Privatuniversität Bocconi oder, so steht es auf einem Sweater, den eine trägt: Bocconi College. Fake? Müll? Ist jedenfalls nicht weit. Ein paar Schritte von der Hochschule entfernt bietet Parco Ravizza, gleich an der äußeren Ringstraße, Drogen aller Art und nachts Prostituierte dreierlei Geschlechts. Das ist Mailand.
Ein Müllsammler zieht hier durch die Halden. Er nimmt auf, was er findet, was ihn anzieht. Abgetane und Abgetanes. Künstler und Müller, Liedtexte und Reklame. So zum Beispiel die von der Sandkuchen- und Bröselkeksfabrik Mulino Bianco, dem italienischen Traum der heilen Familie und Welt. Die Variante, die hier auftaucht:
nel mulino che vorrei un divano e bevo Grey, ist allerdings schon weiter. Hier entstammt der Müll dem Internet. Der virale Originalslogan war die Basis für einen Wettbewerb: Nel mulino che vorrei/ ... durfte das Volk fortsetzen. In der Mühle, die ich möchte/ mr wünsche .. Jemand dichtete: un divano e Sasha Grey– ein Sofa und einen singenden Pornostar. Um in diesen Texten etwas zu verstehen, ist das nötig, was früher, als es noch Bücher gab, Bildung genannt wurde. Heute ist es eher ein in alle Richtungen ausgedehntes schnelles Wissen, welches den Spaß beim Zuhören solcher Lieder ermöglicht.
In Faccio After ("Ich mach After", alles, was später kommt) ist Andrea Dipré zu sehen, irgendwo zwischen Reklameschnipseln und ewigen Tänzen. Hip Hop.
Alles wird hier verarbeitet. Die Anfangsszene des Videos ("Ciao Mama!") könnte von den Skiantos stammen (Sono un ribelle, Mama!). In La shampista tritt Max Pezzali auf.
Der Pagante besingt hingegen eine "Königin von Instagram": "Die Königin von Instagram / die Haarwäscherin die ohne Gnade / fragt mit was für nem Auto ich da wär / Sie wollte knutschen, knutschen in ´ner Limousine". Das geht nicht gut aus: "Diese Liebe dauert nicht ewig / nur so weit der Champagner reicht".
Ein Müllsammler zieht hier durch die Halden. Er nimmt auf, was er findet, was ihn anzieht. Abgetane und Abgetanes. Künstler und Müller, Liedtexte und Reklame. So zum Beispiel die von der Sandkuchen- und Bröselkeksfabrik Mulino Bianco, dem italienischen Traum der heilen Familie und Welt. Die Variante, die hier auftaucht:
nel mulino che vorrei un divano e bevo Grey, ist allerdings schon weiter. Hier entstammt der Müll dem Internet. Der virale Originalslogan war die Basis für einen Wettbewerb: Nel mulino che vorrei/ ... durfte das Volk fortsetzen. In der Mühle, die ich möchte/ mr wünsche .. Jemand dichtete: un divano e Sasha Grey– ein Sofa und einen singenden Pornostar. Um in diesen Texten etwas zu verstehen, ist das nötig, was früher, als es noch Bücher gab, Bildung genannt wurde. Heute ist es eher ein in alle Richtungen ausgedehntes schnelles Wissen, welches den Spaß beim Zuhören solcher Lieder ermöglicht.
In Faccio After ("Ich mach After", alles, was später kommt) ist Andrea Dipré zu sehen, irgendwo zwischen Reklameschnipseln und ewigen Tänzen. Hip Hop.
Alles wird hier verarbeitet. Die Anfangsszene des Videos ("Ciao Mama!") könnte von den Skiantos stammen (Sono un ribelle, Mama!). In La shampista tritt Max Pezzali auf.
Warum ist der Sänger der legendären Gruppe 883 da (Hanno ucciso l'uomo ragno: "Sie haben Spiderman ermordet")? Das Lied auf eine Shampista, einen weiblichen Friseurlehrling im ersten Jahr, spielt auf einen Erfolg der 883 an. Dort ging es um eine Celebrity-Queen.
Der Pagante besingt hingegen eine "Königin von Instagram": "Die Königin von Instagram / die Haarwäscherin die ohne Gnade / fragt mit was für nem Auto ich da wär / Sie wollte knutschen, knutschen in ´ner Limousine". Das geht nicht gut aus: "Diese Liebe dauert nicht ewig / nur so weit der Champagner reicht".
Mit dem Studium an der allerteuersten Wirtschaftsuniversität ist es dann natürlich nicht weit her. Keine Zeit. Il pagante gesteht es der Mama in Fuori corso:
"Tut mir Leid, Mama, zu viel Stress / ich leg die Prüfung später ab/ wenn ich nicht so nervös bin/ immer weiter weg: mein Abschluss!" Das kann eben dauern. Alla sera leoni, la mattina Bocconi. Was tut man da abends so? Wieder ist Müllmeister Andrea dabei:
Sboccing like no tomorrow: Tavolo con il Moet/ Poppin' bottles in the air. Wenn sonst nichts, und das kann sein, darf man die sprachliche Neuerungskraft bewundern. Sboccing, englische Variation auf sbocciare: das Aufblühen, aber auch das Platzen der Knospe – das heißt hier nur das knallende Öffnen der Champagnerflaschen. Es ist kurios, dass MTV für die Serie Riccanza: über reich geborene Zwanzigjährige, Figuren wie Elettra Miura (!) Lamborghini, einen Ausschnitt aus dem Lied der Il pagante als Titellied verwendet hat.
So einer überflüssigen Sendung über steinreiche langweilige Menschen steht solch ein Müllgesang natürlich gut an. Nur versteht ihn kein Mensch. Denn die Sprache von Il pagante ist eigenwillig. Aus der Ferne klingt das nach Jugendsprache und alternde Fernsehredakteure sind begeistert. Ob aber Worte wie sciabolare für feiern und saufen: Si sciabola alla playa all night long (in Vamonos), im Parco Ravizza chi si impizza für Pillen schlucken oder pezzare für schwitzen, eine Frau abschleppen, Drogen nehmen usw. überhaupt irgend eine feste Bedeutung haben? Hier wird gespielt, geschleudert. Da gibt es keinen Halt. In #Sbatti singt es: Minchia fra / nun ghe n'è. Vom eigentlich süditalienischen Minchia über Rappersprach (fra = Bro) zu bestem Mailändisch: nun ghe n'è für "gibt es nicht" oder "ist nicht da" – blitzschnell greift jemand auf, was da liegt. Alles ist Müll oder Stücke von solchem. Zusammengefügt, ist es dieselbe bunte eiernde feiernde Welt wie immer und wir tanzen dazu.
"Tut mir Leid, Mama, zu viel Stress / ich leg die Prüfung später ab/ wenn ich nicht so nervös bin/ immer weiter weg: mein Abschluss!" Das kann eben dauern. Alla sera leoni, la mattina Bocconi. Was tut man da abends so? Wieder ist Müllmeister Andrea dabei:
Sboccing like no tomorrow: Tavolo con il Moet/ Poppin' bottles in the air. Wenn sonst nichts, und das kann sein, darf man die sprachliche Neuerungskraft bewundern. Sboccing, englische Variation auf sbocciare: das Aufblühen, aber auch das Platzen der Knospe – das heißt hier nur das knallende Öffnen der Champagnerflaschen. Es ist kurios, dass MTV für die Serie Riccanza: über reich geborene Zwanzigjährige, Figuren wie Elettra Miura (!) Lamborghini, einen Ausschnitt aus dem Lied der Il pagante als Titellied verwendet hat.
So einer überflüssigen Sendung über steinreiche langweilige Menschen steht solch ein Müllgesang natürlich gut an. Nur versteht ihn kein Mensch. Denn die Sprache von Il pagante ist eigenwillig. Aus der Ferne klingt das nach Jugendsprache und alternde Fernsehredakteure sind begeistert. Ob aber Worte wie sciabolare für feiern und saufen: Si sciabola alla playa all night long (in Vamonos), im Parco Ravizza chi si impizza für Pillen schlucken oder pezzare für schwitzen, eine Frau abschleppen, Drogen nehmen usw. überhaupt irgend eine feste Bedeutung haben? Hier wird gespielt, geschleudert. Da gibt es keinen Halt. In #Sbatti singt es: Minchia fra / nun ghe n'è. Vom eigentlich süditalienischen Minchia über Rappersprach (fra = Bro) zu bestem Mailändisch: nun ghe n'è für "gibt es nicht" oder "ist nicht da" – blitzschnell greift jemand auf, was da liegt. Alles ist Müll oder Stücke von solchem. Zusammengefügt, ist es dieselbe bunte eiernde feiernde Welt wie immer und wir tanzen dazu.
Ein hoher Grad an Anwandlung an das, was jetzt die Welt ist, ist erreicht, wenn der Unterschied zwischen der Eingangsreklame und dem Musikvideo nicht mehr zu sehen ist.
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