In der deutschen Version ist ja nur vom Samba-Tanzen die Rede. Die ganze Nacht. Das Original von Raffaella Carrà, die ein Leben lang im italienischen Staatsfernsehen in allseits bewunderter Biegsamkeit tanzte, sang und lachte, klingt da nun entschieden zielungehemmter: A far l'amore comincia tu. Nun ist damit, war mit fare l'amore vor ein paar Jahrzehnten nicht unbedingt "es tun" gemeint, sondern irgend etwas zwischen küssen, knutschen oder rummachen und vögeln. Trotz dieser bestimmten Unbestimmtheit ist es aber doch erstaunlich, was da in Samstagabendshows zur Freude der ganzen italienischen Familie so in die Wohnzimmer gelangte, während in deutschen Landen in der Hitparade im selben Lied vom Tanzen, ein wenig vom heiß sein die Rede war, was aber doch unangemessen schien zum Behufe des Durchtanzens.
Also, "wenn er dich zu einem leeren Bett bringt, gib ihm die Leere zurück" klingt es in Italien etwas rätselhaft wie nach Pfandflaschen, geht dann aber weiter "Zeig ihm, dass es kein Spiel ist / mach ihm klar, was du willst": Se lui ti porta su un letto vuoto / Il vuoto daglielo indietro a lui / Fagli vedere che non è un gioco / Fagli capire quello che vuoi.
"Und", ja, "wenn er mit Gefühlen anhänglich wird / bring ihn ans Ende eines blauen Himmels / seine Ängste in diesem Moment / die bringst nur du zum Platzen", ja platzen: E se si attacca col sentimento / Portalo in fondo ad un cielo blu / Le sue paure di quel momento / Le fai scoppiare soltanto tu. Ratschläge für die aktive Frau. Doch hat der Mann nun in Aktion zu treten.
Refrain: "Platzen, platzen mir pla ..": Scoppia, scoppia mi sco / Scoppia, scoppia mi scoppia il cuor, "mir platzt das Herz", jaja, zuvor jedoch gab es ein sportliches Wortspiel, denn auf Italienisch ist sco auch der Anfang von scopare, also ficken. Ausgesprochen wird es nicht.
Worum handelt es sich nun? Um das? Um ... ma senti un po', um eine Liebelei, so viel Schnitzler, oder was es sei, dringt hier ins Italienische vor: Liebe, liebe, liebelei / E' un disastro se te ne vai. "Es ist eine Katastrophe, wenn du weggehst", also nicht das tust, was hier zu tun ist.
Raffaella Carrà hat einer ganzen Nation eine neue Frau vorgespielt, eine, die das ihrige offen einfordert. Die Nation und für sie Mama RAI, das Staatsfernsehen, gongelnd vor Freude über Schlüpfrigkeiten, hat so getan, als merke sie es nicht, und liebt sie bis heute, unangreifbar wie italienisches Essen und italienische Mode.
Die deutsche Variante hat nun, dank Fassbinder und Ozon, allerdings auch ihren Charme gezeigt.
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